Numinus sah Daniel an. Eine verhaltene Neugierde lag auf seinem Gesicht. "Nein, ist es denn so?"
"Durchaus. Viele Menschen blicken nachts in den Himmel empor und lassen sich von der Schönheit Eurer Sterne verzaubern. Dann gestehen sie sich ihre Liebe oder sie fragen sich, was ihnen wohl die Zukunft bringen wird. Manchmal ist es auch die Schönheit selbst, die sie ganz ruhig werden lässt. Sie blicken hinauf und fühlen die Gewissheit, dass sie nicht alleine im Universum sind. Die Sterne machen ihnen bewusst, dass es einen Schöpfer gibt. Das macht ihnen Mut."
"Ist das wirklich wahr?"
"Die Tempelquelle ist ein jahrtausende altes, göttliches Refugium. Die zwei unsterblichen göttlichen Wahrhaftigkeiten leben dort. Niemand weiß, was einen dort erwartet. Die Frage, wie man hineinkommt, ist wahrscheinlich das vergleichsweise kleinste Problem."
"Ihr meint, es könnte gefährlich werden?"
"Wem oder was wir auch immer dort begegnen werden. Er wird ganz sicher nicht darüber erfreut sein, dass wir einfach etwas von dem goldenen Wasser mitnehmen wollen. Wir sind nur ganz normale Sterbliche."
"Und das heißt?"
"Das heißt, wer hineingeht..."
"...wird wahrscheinlich nicht wieder lebend heraus kommen", beendete Nando Leas Satz.
"Es werden viele schreckliche Dinge passieren. Tiere und Pflanzen werden aussterben, die Meere werden zu Kloaken verkommen, die Luft wird von giftigen Gasen verpestet werden, das Eis der Polkappen wird schmelzen, tödliche Viren werden wüten, die Wälder werden brennen, am Äquator wird die Erde auseinander brechen, der Mond wird sich für immer zwischen Sonne und Erde schieben und..." Harduins Stimme hatte einen unheilvollen Klang angenommen.
"Und?" Daniel und Balthazar sahen ihn mit aufgerissenen Augen an.
"...und die Menschheit wird sich von ihrem Schöpfer und den ewig gültigen Gesetzen des Universums lossagen und dem absoluten Chaos und der vollständigen Unterwerfung anheim fallen."
"Oh Gott!" Balthazar schlug die Hand vor den Mund. Sein Gesicht war weiß wie Kalk.
"Was... was denn?", murmelte Daniel und öffnete schläfrig seine Augen. Diese Stimme kam ihm doch bekannt vor. Mit einem Schlag war er hellwach. Er hob seinen Kopf und blickte in die wohl schönsten Augen, die er bisher jemals in seinem jungen Leben gesehen hatte. Es waren die Augen aus seinem Traum. Smaragdgrün und klar wie das frische Wasser eines einsamen Bergsees. Seltsam vertraut kamen sie ihm inzwischen vor. Aber das Allerschönste an diesen Augen war, dass sie ihn anlächelten. Das lockige Haar, das ihr jugendliches Gesicht umrahmte und bis über ihre Schultern fiel, hatte die Farbe von hellem Mahagoni. Es schimmerte seidig. Ihre Haut war weich und zart, und Daniel kannte nichts, womit er sie hätte vergleichen können. Sie war vielleicht zwei oder drei Jahre jünger als er selbst, aber sicher war er sich bei dieser Einschätzung nicht. Daniel sah, wie sich ihre sinnlichen Lippen bewegten, doch er hörte kein Wort. So verzaubert war er von ihrer Anmut und Schönheit. Da verspürte er einen leichten Schmerz auf seinem Handrücken. Sie hatte ihn gekniffen.
Hey... vorlesen kann ich auch. Cool, oder? Jaaa, ich weiß. Die Synchronstimme von Bruce Willis hätte das jetzt alles etwas pointierter, dramatischer, substantiell emotional differenzierter... Genuschel... ICH nuschel ?? Ey...